Das Projekt DigitalPakt#D ist ein wichtiger Beitrag für Bildung im 21. Jahrhundert, wenn die Technikausstattung von Konzepten der aktiven und reflektierenden Nutzung von Medien sowie flächendeckenden Angeboten zur Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften begleitet wird.

Die Initiative Keine Bildung ohne Medien! (KBoM) begrüßt das von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka angestoßene Projekt DigitalPakt#D  zunächst einmal nachdrücklich. Schulen in Deutschland mit schnellen (und das meint mehr als den in der Digitalen Agenda avisierten 50MBit) Internetzugängen, WLAN und digitalen Medien (egal ob Tablet, Notebook oder andere) auszustatten, erscheint mit Blick auf einschlägige Studien (ICILS) und im internationalen Vergleich als dringend geboten, um entstandene Defizite aufzuholen. Nur so können die Heranwachsenden adäquat auf ein Leben in einer demokratischen und zutiefst vom digitalen Wandel betroffenen Gesellschaft vorbereitet werden und an deren Gestaltung aktiv teilhaben.

Dies bedeutet aber auch, dass die digitalen Medien keinesfalls nur als neue Lernmittel betrachtet werden dürfen. Zwar ergeben sich für eine zeitgemäße Didaktik an vielen Stellen aus dem Einsatz digitaler Medien neue Lehr-/Lernmöglichkeiten und -chancen – ein Allheilmittel für alle Bildungsprobleme und die aktuellen gesellschaftlichen und medienbezogenen Herausforderungen sind sie aber nicht.

Und eine eng geführte Orientierung auf die Förderung berufsrelevanter Kompetenzen greift unter den aktuellen Bedingungen zu kurz.

Vielmehr bedarf es – und darauf hat die Kultusministerkonferenz bereits 2012 mit ihrer Empfehlung zur „Medienbildung in der Schule“ hingewiesen – auch der notwendigen Räume, die digitalen Medien mit ihren Chancen, Alltags-durchdringungen und Herausforderungen selbst zum Gegenstand zu machen.

Fragen nach ihren Funktionsweisen, ihren gesellschaftlichen Auswirkungen, ihrer verantwortlichen Nutzung sowie den sie bedingenden wirtschaftlichen Strukturen etc. müssen in der Schule thematisiert und bearbeitet werden. Nur so kann vermieden werden, dass eine große Gruppe von “Digital-Naiven” entsteht, die die digitalen Medien zwar selbstverständlich nutzt, aber keine Möglichkeit hat, Medienkompetenz zu erwerben.

Das grundsätzlich begrüßenswerte Projekt DigitalPakt#D weist daher einen kaum zu übersehenden Schwachpunkt auf: Soll es nicht ein rein technisches AddOn sein, das ausschließlich die Optimierung bestehender Unterrichts- und Schulstrukturen im Blick hat, bedarf es unbedingt – und sofort – einer ausreichenden Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräfte wie sie die Initiative KBoM! bereits 2014 mit ihrem Papier „Grundbildung Medien für alle pädagogischen Fachkräfte“ gefordert hat. Nur wenn die pädagogischen Fachkräfte über das notwendige konzeptuelle und technische Rüstzeug verfügen, können die Investitionen in die Ausstattung auch in sinnvolle und adäquate pädagogisch-didaktische Handlungsformen umgesetzt werden. Hinweise gibt hier auch die “Dagstuhl-Erklärung“ vom Frühjahr 2016. In der BMBF-Pressemitteilung Nr. 117/2016 heißt es entsprechend: „[…] Im Gegenzug sollen sich die Länder verpflichten, die entsprechenden pädagogischen Konzepte, die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie gemeinsame technische Standards umzusetzen. Die Grundlage für eine solche Vereinbarung ist Artikel 91c des Grundgesetzes, der die Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Bereich der Informationstechnik ermöglicht.“

Insbesondere im Kontext der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern sind die Länder gefordert, äußerst rasch zu handeln und eine entsprechende Qualifizierung in Bezug auf Medienbildung, Medienpädagogik und Mediendidaktik flächendeckend sicherzustellen. Notwendig sind massive Investitionen im Bereich der Personalressourcen. Lehrkräfte brauchen Zeit, um Fortbildungen zu besuchen, neue Unterrichtsformen einzuüben sowie Zusammenarbeit und Peer Lernen mit Kollegen zu ermöglichen. Wenn dies nicht gelingt, wird der DigitalPakt#D zu einer Investitionsruine, die nicht nur den MedienskeptikerInnen und KulturpessimistInnen recht gibt, sondern entstandene Defizite in der deutschen Bildungslandschaft weiter fortschreibt und sich dem Vorwurf aussetzt, Industrieförderung im Namen von Bildungspolitik zu betreiben.

Technikausstattung ist ein wichtiger Schritt, doch noch wichtiger ist die umgehende Unterstützung von Konzepten für Bildung angesichts der Digitalisierung.