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- Netzwerk Medienpädagogik Sachsen
- Fachtagung „Zur Profilierung der medienpädagogischen Arbeit in Sachsen“
(20.02.2013)
Statements
Philipp Buchholtz
Medienpädagoge M.A.
Geschäftsführer medienblau
1. Was hat sich Ihrer Einschätzung nach im Bereich der Medienkompetenzförderung in Sachsen bislang bewährt und sollte fortgesetzt werden?
- Eine Vernetzung durch das Netzwerk Medienpädagogik Sachsen ist im Aufbau und sollte weiter laufen.
- Sächsische Ausbildungs- und Erprobungskanäle (SAEK’s) im Bereich außerschulischer Medienkompetenzförderung.
- Bürgermedien (Hochschulradio/-fernsehen, Freie Radios, Offene Kanäle)
- Wettbewerbe und Auszeichnungen im Zusammenhang mit
Medienkompetenzförderung wie z.B. der Bürgermedienpreis
Mitteldeutschland, Visionale etc. erreichen eine gezielte (auch
breitenwirksame) Teilnahme von Bürgern, besonders von Heranwachsenden.
2. Was sind aus Ihrer Sicht die vordinglichen Aufgaben und Maßnahmen, um Medienkompetenzförderung in Sachsen breitenwirksam und nachhaltig in allen Bildungsbereichen zu verankern?
- Eine Synergie von Breitenwirksamkeit und Nachhaltigkeit im praktisch-produktiven Umgang mit Medien muss oberstes Ziel sein:
Durch:
- Nachhaltige Lehrerfortbildungen/Multiplikatorenschulungen in allen Regionen: in Verbindung mit aktiver Medienarbeit, sowohl im Unterricht als auch in schulischen und außerschulischen praxisorientierten Projekten.
- Förderung von Modellprojekten mit Schulklassen bzw. von mit Lehrerfortbildungen gekoppelten Unterrichtsprojekten, um direkt in der Schule agieren zu können (es sollen möglichst viele Schüler erreicht werden): ähnlich der Kita-Konzeption von BIBER von Schulen ans Netz e.V. und Internet-ABC e.V., um flächendeckend kostenfreie Fortbildungen anzubieten.
- Spezielle Schulung und Ausbildung – in Verbindung mit einem entsprechenden Stundendeputat – für Medien- und IT-Beauftragte an den Schulen: Spezialisten an der Schule müssen nachhaltig ausgebildet werden und mehr Zeit zur Verfügung bekommen, um ihrerseits als Multiplikatoren an ihren Schulen zu agieren. (Damit einher geht eine Verankerung von Medienkompetenzförderung in den Lehrplänen des Landes.)
- Lehrerfortbildungen im Bereich Medienkompetenzförderung müssen bereits bei Lehramtsstudierenden ansetzen, zum einen durch eine Verankerung in deren Ausbildungskonzept, zum anderen durch einen Austausch in der Praxis mit außeruniversitären bzw. außerschulischen Partnern.
- Innovative Peer-Teaching Projekte: gezielte Ausbildung von Schüler- /Jugendmultiplikatoren.
3. Was sind Ihrer Einschätzung nach die hauptsächlichen Faktoren, die bislang einer breitenwirksamen und nachhaltigen Medienkompetenzförderung entgegenstehen?
- Allgemein geringe finanzielle Mittel für den Bereich der Medienpädagogik, vor dem Hintergrund, dass ein Diskurs zwischen Medienpädagogen und Entscheidungsträgern nur unzureichend stattfindet.
- Projektförderungen beinhalten für freie Träger einen hohen bürokratischen Aufwand – vor allem im Antragsverfahren und der Abrechnung.
- Projekte in Schulen und Lehrerfortbildungen der freien Träger finden nur punktuell und zudem einmalig statt. Eine Nachhaltigkeit kann nur gegeben sein, wenn geförderte Projekte kontinuierlich, das heißt, über mehrere Jahre hinweg laufen. Bestehende aktive Medienprojekte können somit, je öfter sie in der Praxis erprobt werden, perfektioniert werden.
- Finanzielle Förderung ist eine Basis dafür, dass die
Relevanz von Medienkompetenzförderung in den Köpfen von Lehrern bzw. der
Schulleitung ankommt und somit auch bei ihren Schülern
Annika Buchholtz, Kultur- und Medienpädagogin Leipzig
Carolin Kraft, Chemnitzer Filmwerkstatt e. V.
Cathleen Toni, Studentin Medienpädagogik Leipzig
Heiko Loth, Radio T Chemnitz
Herbert Grunau, GMK-Landesgruppe Sachsen
Patrick Weißig, Hillersche Villa e. V. Zittau
Philipp Buchholtz, Geschäftsführer medienblau gGmbH
Sven Buschmann, Chemnitz
Thomas Feig, Alte Brauerei e. V. Annaberg Buchholz
Uwe Philipp, Medientraktor Dresden
Winfried Rühle, Medienwerkstatt Dresden e. V./ Medienmobil
Andrea Gaede, Landesverband Soziokultur Sachsen e. V.
Offenes Netzwerk für Medienpädagogik in Sachsen
www.medienpädagogik-sachsen.de
1. Was hat sich Ihrer Einschätzung nach im Bereich der Medienkompetenzförderung in Sachsen bislang bewährt und sollte fortgesetzt werden?
Vereine und Initiativen: Bewährt und
etabliert haben sich in erster Linie die vielfältigen Medienangebote und
innovativen Projekte bei Trägern der Medienarbeit, der
Jugendkulturarbeit und der offenen Jugendarbeit auf kommunaler Ebene.
Die Entstehung und Ausweitung der Angebote, die eine breite Betätigung
in unterschiedlichen Medien ermöglichen, wurde vor allem vorangebracht
von einem hohen Engagement der Akteurinnen und Akteure vor Ort und in
den Vereinen. Viele der Vereine und Initiativen gehen zudem in Schulen,
Kita’s, Horte etc. und leisten dort einen beträchtlichen Beitrag zur
Medienkompetenzförderung von Kindern und Jugendlichen, aber auch von
Eltern und MultiplikatorInnen. Unbedingt zu erwähnen ist an dieser
Stelle zudem die, schon seit Jahren bestehende, Mobile Medienarbeit
engagierter Vereine und Initiativen. Hier zu zählen z. B. das
Medienmobil Dresden, welches den ländlichen Raum versorgt oder das
Medienmobil Leipzig.
Einen wichtigen Beitrag zur Medienkompetenz leisten die drei
freien Radios in Sachsen (colorRadio Dresden, Radio blau Leipzig, Radio
T Chemnitz), die von gemeinnützigen Vereinen betrieben werden. Hier
anfügen lassen sich die Schülerradios.
Bewährt haben sich zudem: der
KiTa-Bildungsserver, Wettbewerbe und Auszeichnungen für
Medienkompetenzprojekte, Medienpädagogische Zentren (MPZ) mit ihrem
breiten Angebot in der Lehrerfortbildung und der Unterstützung für
Schulprojekte, die praktische Netzwerkarbeit unter den Vereinen (z. B.
in Projekten), das Netzwerk Medienpädagogik Sachsen sowie lokale
Netzwerke wie z. B. der Arbeitskreis Medienpädagogik in Leipzig.
Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)
Die SLM finanziert die Sächsischen Ausbildungs- und
Erprobungskanäle, kurz SAEK’s, dessen Ziel es ist, Wissen zu Fernseh-
Rundfunk- und Multimediaproduktion zu vermitteln. Derzeit gibt es zehn
Standorte in Sachsen. Zudem lobt die SLM gemeinsam mit dem Sächsischen
Staatsministerium für Kultus und Sport jährlich den Medienpädagogischen
Preis aus sowie sie innovative medienpädagogische Projekte fördert. Seit
einem Jahr betreibt die SLM auch ein eigenes Medienmobil zur Versorgung
des ländlichen Raums.
2. Was sind aus Ihrer Sicht die vordinglichen Aufgaben und Maßnahmen, um Medienkompetenzförderung in Sachsen breitenwirksam und nachhaltig in allen Bildungsbereichen zu verankern?
Förderung der Medienkompetenz in Schulen
Die Medienkompetenzförderung in Schulen muss ausgebaut werden.
Diese muss nachhaltig, kontinuierlich und zeitgemäß betrieben werden.
Es wäre zu empfehlen, Medienkompetenzförderung spätestens ab der 5.
Klasse durchgängig in die Lehrpläne aufzunehmen. Die Zusammenarbeit
zwischen Medienpädagogik und Schule sollte mindestens mittelfristig und
kontinuierlich angelegt sein und schon vor dem Start der Angebote
beginnen. Obwohl Lehrkräfte oftmals den Bedarf für medienpädagogische
Angebote sehen, fehlt ihnen bzw. den Schulen oftmals das Geld, um
externe Partner wie Vereine und Initiativen einzubinden bzw. deren
Angebote zu nutzen.
Zielgruppe Eltern und MultiplikatorInnen
Als Zielgruppe sollten neben Kindern und Jugendlichen vor
allem die Lehrkräfte, MultiplikatorInnen und Eltern vielmehr in den
Blick genommen werden. Dafür gilt es zunächst, bestehende Angebote in
der Lehrer- und Elternbildung für die Nachnutzung aufzubereiten und
bekannter zu machen. Weiterhin braucht es mehr Möglichkeiten und
Angebote (vor allem auf lokaler Ebene), die es erlauben, praktisch
nachzuvollziehen, was Kinder und Jugendliche an der Medienwelt
fasziniert und welche Potentiale dahinterstecken. Solche Angebote sind
zudem im Kontext der Lebensweltorientierung zwingend notwendig. Es
braucht darüber hinaus kontinuierlich Beratung für Lehrkräfte und
MultiplikatorInnen hinsichtlich technischer Anschaffungen und ihrer
Anwendung.
Vernetzung und Grundverständnis
Es bedarf unbedingt einer effektiven und professionellen
Koordination der Medienpädagogik im Freistaat. Bislang basiert die
landesweite Vernetzung auf einem freiwilligen Zusammenschluss. Um ein
solches Netzwerk langfristig und nachhaltig zu etablieren, ist die
Schaffung einer Personalstelle unabdingbar. Zusätzlich zur landesweiten
Vernetzung müssen regionale Arbeitskreise etabliert werden. Bei der
Etablierung solcher Arbeitskreise sollte man von bereits bestehenden
Strukturen (z. B. in Leipzig) lernen. In der regionalen Vernetzung
steckt die Chance, die Medienpädagogik im ländlichen Raum zu etablieren
und zu qualifizieren. In Anbetracht der sehr differenzierten
Angebotslage (v. a. bzgl. des Gefälles zwischen Stadt und Land) ist es
zwingend notwendig, die Mobile Medienarbeit auszubauen und dabei die
jahrelangen Erfahrungen bereits bestehender Projekte und Angebote
nutzen.
Aktiver betrieben werden muss eine Lobbyarbeit für
Medienpädagogik in Sachsen. Diese sollte vor allem das Verständnis für
die Notwendigkeit einer breiten und nachhaltigen
Medienkompetenzförderung einfordern und einer bloßen Reduktion auf
Medienschutz entgegenwirken.
3. Was sind Ihrer Einschätzung nach die hauptsächlichen Faktoren, die bislang einer breitenwirksamen und nachhaltigen Medienkompetenzförderung entgegenstehen?
Kommunikation und Ressortdenken
Die Kommunikation zwischen Fachwelt (Vereine, Fachkräfte
etc.) und Entscheidungsträgern (Verwaltung, Politik etc.) zum Thema
Medienkompetenzförderung ist verbesserungsbedürftig. Ein Umdenken bzw.
ein Denken über Zuständigkeiten und Ressorts hinaus ist zwingend
notwendig. Die Medienkompetenzförderung muss politisch und strukturell
in allen Bildungsbereichen verankert werden und Wertschätzung erfahren.
Entsprechend sollten alle Anstrengungen, die den kritischen
Umgang mit neuen Medien fördern, durchgängig Unterstützung und
Anerkennung erfahren.
Es gibt auf lokaler Ebene positive Beispiele, welche
wegweisend sein sollten, um Medienpädagogik als Querschnittsaufgabe zu
verankern und als Grundkompetenz anzuerkennen.
Förderung
Es fehlt seit langem an kontinuierlicher und vor allem
umfassender Förderung (Personal, Technik) und Strukturen, die eine
Medienkompetenzförderung für alle Zielgruppen unabhängig von Herkunft
oder Bildung möglich macht. Auch hier lassen sich auf lokaler Ebene
fortschrittliche Beispiele ausmachen, wie zum Beispiel die Verankerung
von Medienkompetenzförderung in der Kinder- und Jugendförderung in
Leipzig.
Dr. Jun-Prof. Sandra Fleischer, Juniorprofessur für Kindermedien
Dr. Jun-Prof. Sven Jöckel, Professur für Medien- und Kommunikationswissenschaft
Universität Erfurt
https://www.uni-erfurt.de/kommunikationswissenschaft/personen/personenuebersicht/joeckel/
1. Was hat sich Ihrer Einschätzung nach im Bereich der Medienkompetenzförderung in Thüringen bislang bewährt und sollte fortgesetzt werden?
An der Universität Erfurt ist die Vermittlung von Wissen zum Medienhandeln von Kindern und Jugendlichen, insbesondere zur Bedeutung von Medien für den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung sowie die Vermittlung von Methoden zur Medienkompetenzvermittlung Teil der Qualifikationsziele von mehreren Studiengängen. So in den BA-Studiengängen für zukünftige PädagogInnen „Pädagogik der Kindheit“, und „Erziehungswissenschaft“ sowie auch im Masterstudiengang Lehramt. Seit 2009 bietet die Universität Erfurt zudem den Masterstudiengang „Kinder- und Jugendmedien“ an, der Studierende mit erziehungswissenschaftlichem, kommunikationswissenschaftlichem, psychologisch- und soziologischem Hintergrund vereint. Die Studierenden können sich vertiefend mit medienpsychologisch- und medienpädagogisch-orientierter Kinder- und Jugendmedienforschung auseinandersetzen, mit Medienpädagogik in Theorie, Forschung und Praxis, mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie bspw. dem gesetzlichen Jugendschutz und können auch praktische Erfahrungen in der Medienproduktion sammeln. Die Integration der oben genannten Qualifikationsziele in die Ausbildung zukünftiger ErzieherInnen, LehrerInnen, JugendarbeiterInnen halten wir für eine unbedingte Notwendigkeit. Mit dem Studiengang „Kinder- und Jugendmedien“ hat das Land Thüringen zudem die Bedeutung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Themen Medienforschung, Mediensozialisation, Medienpädagogik betont.
Große Anstrengungen und lobenswerte Angebote im medienpädagogischen Bereich bietet Thüringen auch auf der Ebene der medienpädagogischen Arbeit in der Praxis. Mehrere Institutionen bieten Projekte handlungsorientierter Medienpädagogik an: die Thüringer Landesmedienanstalt, der Landesfilmdienst Thüringen, der Erfurter Netcode aber auch mehrere Bürgerrundfunkanbieter und Arbeitsgemeinschaften. Dabei werden die Anstrengungen gegenseitig kommuniziert und abgestimmt, oftmals werden Fachtage und größere Veranstaltungen gemeinsam organisiert bspw. Angebote im Rahmen des Medienfestivals „Goldener Spatz“ oder der „KinderKult“-Messe. Hierbei gelingt – unter anderem auch aufgrund der räumlichen Nähe zueinander – Kooperation, in die auch die Universität eingebunden ist. Seit 2008 gibt es auch ein Medienkompetenznetzwerk, welches in Arbeitsgruppen medienpädagogisch Engagierte zusammenführt. Die Realisierung von regelmäßigen Treffen der Arbeitsgruppen ist jedoch stets eine organisatorische Herausforderung. In den ersten beiden Jahren hat das Netzwerk jedoch neue Kontakte geschaffen und eine inhaltliche Abstimmung erleichtert.
2. Was sind aus Ihrer Sicht die vordinglichen Aufgaben und Maßnahmen, um Medienkompetenzförderung in Thüringen breitenwirksam und nachhaltig in allen Bildungsbereichen zu verankern?
Wichtig ist zum Einen die Fortführung der Integration von
Medienpädagogik in die Hochschulausbildung zukünftiger PädagogInnen,
ErzieherInnen, MedienforscherInnen und MedienproduzentInnen. Zum Anderen
bedarf es der finanziellen Unterstützung von Forschung zu Fragen der
Mediensozialisation und Entwicklung von Medienkompetenz im Zusammenspiel
von kognitiver und sozial-moralischer Entwicklung. Langfristige
finanzielle Unterstützung ist zudem für die medienpädagogische
Praxisarbeit erforderlich, dass Angebote regelmäßig angeboten werden
können und damit verlässlich von Bildungseinrichtungen und Familien
genutzt werden könnten. Auf Landesebene sollten zudem neue, langfristige
Arbeitsplätze für MedienpädagogInnen geschaffen werden, die in
Kindergärten und Schulen aktiv werden können.
3. Was sind Ihrer Einschätzung nach die hauptsächlichen Faktoren, die bislang einer breitenwirksamen und nachhaltigen Medienkompetenzförderung entgegenstehen?
Mit bundesweiter Perspektive ist festzustellen, dass es einer verstärkten Eltern- und PädagogInnenbildung bedarf.